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Die Urologie.

Außendienst und Praxis Hand in Hand

Interview mit Thorsten Chr. Ullner, KAM und Sales Manager Urologie, sowie Dr. med. Frank Kahmann, Urologe und Geschäftsführer der “Ihre Urologen Berlin MVZ GmbH”.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Außendienst und urologischer Praxis? Macht ein Außendienst Sinn? Diese und weitere Fragen haben wir den beiden Interviewpartnern gestellt.

Herr Dr. Kahmann, wie sieht Ihr Praxisalltag aus?

Wir versorgen an einem normalen Tag bis zu 200 Patienten mit vier Ärzten. Ich bekomme zusätzlich am Tag ca. 100 Mails, so dass ich schon stark selektieren muss, was ich beantworten kann und was nicht. Dafür ist aber letztendlich auch mein Team da. Meine MFAs lesen die meisten Mails zuerst und leiten mir dann nur die wichtigsten weiter.

Herr Ullner, seit wann sind Sie im urologischen Außendienst tätig?

Ich bin seit rund 20 Jahren im Außendienst, davon 16 Jahre in der Urologie. Ich lege sehr viel Wert darauf, eine Beziehung zu meinen Ärzten aufzubauen, denn Zeit ist für die Ärzte bares Geld. Mir ist durchaus bewusst, dass Sie in der Zeit, in der sie mit mir sprechen, keine Patienten behandeln können. Entsprechend wichtig ist es, dass mein Besuch einen Mehrwert für sie hat. Wir haben eine Informationspflicht gegenüber den Ärzten und dienen sozusagen als „Nachrichtentransmitter“. Ganz gleich, ob es um aktuelle Studien oder Fortbildungen geht.

Nicht nur die Ärzte stehen im Fokus, sondern auch die MFAs, denn Sie sind die „Gatekeeper“ und auch auf wichtige Informationen angewiesen. Ich betrachte also immer das gesamte Team.

Wie hat sich Ihr Arbeitsumfeld im Laufe Ihrer Berufszeit verändert? Welche Auswirkung hat im Speziellen die voranschreitende Digitalisierung?

Dr. Kahmann: Der Verdienst wird weniger, der bürokratische Aufwand mehr. Es ist außerdem zu Verschiebungen gekommen. Prostata Biopsien z.B. haben wir früher selbst durchgeführt, jetzt werden Sie zum größten Teil im Krankenhaus vorgenommen. Ein Teil der Diagnostik ist ebenfalls „abgewandert“. Wir haben uns in unserem MVZ auf die operative und medikamentöse Therapie von onkologischen Patienten fokussiert.

Die jüngere Generation der Ärzte zieht es vor, in Anstellung entweder in der Praxis oder aber in den Krankenhäusern zur arbeiten, da es hier regelmäßig tarifliche Gehaltsanpassungen und regelmäßige Fortbildungen gibt. Kaum jemand möchte noch die Verantwortung einer eigenen Praxis tragen, weil niemand weiß, wie die Rahmenbedingungen sich weiter in den nächsten Jahren verändern. Das ist ein großes Problem, den geeigneten Nachwuchs für eine Praxisübergabe in der Niederlassung zu finden. Für viele Kollegen ist der Verkauf der Praxis ein Teil der geplanten Altersvorsorge. Dies wird zunehmend schwieriger.

Was die Digitalisierung betrifft, so ist da noch viel Luft nach oben. Natürlich sind wir es seit Corona gewohnt, Gremiensitzungen oder Fortbildungen online durchzuführen. Das spart tatsächlich viel Zeit, aber der persönliche Kontakt zu den Kollegen ist dennoch durch nichts zu ersetzen.

Wir Kolleginnen und Kollegen freuen uns immer, wenn wir uns persönlich auf gemeinsamen Fortbildungen oder Kongressen austauschen können – untereinander, aber auch mit Pharmavertretern oder Verbandsvorständen und Selbsthilfegruppen. Dieser Austausch ist enorm wichtig und findet digital nicht in der Form statt. Das hat sich speziell im großen Andrang auf die Kongresse wie z.B. dem Jahreskongress der DGU gezeigt.

Thorsten Ullner: Als ich 2002 in der Pharmaindustrie anfing, hatten wir noch ganz andere Rahmenbedingungen. Wir waren mit deutschen Urologen auf internationalen urologischen Kongressen und Meetings. Somit war der internationale medizinische Austausch gewährleistet.  Als im Jahr 2015 der Antikorruptionsparagraf eingeführt wurde, war die Pharmabranche erst einmal sehr vorsichtig mit dem, was sie durfte und was nicht. Es ist ja gut, dass es Compliance-Richtlinien gibt. Der Fokus der Pharmabranche hat sich seitdem von reinen Events für Ärzte stark auf qualifizierte Fortbildungen verlagert, die gerne besucht werden. Vieles ist effizienter geworden. Es ist wichtig, Plattformen für den wissenschaftlichen Austausch für Urologinnen und Urologen außerhalb der Digitalisierung – von Mensch zu Mensch – zu schaffen.

Die Digitalisierung macht in meinen Augen Sinn bei der elektronischen Patientenakte, Telemedizin und auch der Vernetzung von Krankenhaus, Praxis und Laboren sowie Zentren, um die administrative Zusammenarbeit besser zu vernetzen. Alles andere lässt sich nicht nur in Form von Mails oder Newslettern ohne die persönliche Ansprache abbilden. Wir sind schließlich Menschen – und keine Roboter.

Was sind aus Ihrem Blickwinkel gesehen zukünftige Herausforderungen, denen sich die Fachschaft Urologie stellen muss?

Dr. Kahmann: Die Nachwuchs- und Mitarbeitergewinnung sind bei uns zentrale Themen, um den Praxisalltag gut zu gestalten und die Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Ein weiteres Thema sind die Krankenkassenleistungen. Es kann nicht sein, dass wir für mehr Stunden immer weniger verdienen und dazu noch das Risiko tragen, wirtschaftlich arbeiten zu müssen. Die politischen Rahmenbedingungen müssen stimmen und auch mittel- bis langfristig planbar sein. Das ist derzeit schwierig.

Für meine Patienten wünsche ich mir Möglichkeiten, sie mit Informationen zusätzlich zu versorgen. Das persönliche Gespräch kann man nicht ersetzen, aber weitere Tipps für Vor- und Nachsorge würden sicher helfen.

Thorsten Ullner: Die Urologie ist und bleibt ein spannendes, breit gefächertes Themenfeld. Es macht Spaß, sich hier auf dem Laufenden zu halten und den Kontakt zu den Ärzten zu pflegen und auszubauen, um sie über die aktuellen Entwicklungen bei Studien, Produkten und Fortbildungen zu informieren. Da bleibt unser Betätigungsfeld eigentlich gleich, nur die medizinische Entwicklung wird immer schneller.

Ein Teil davon zu sein, freut mich sehr.

Herzlichen Dank für das Interview

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